Ich sitze heute auf meiner Couch und trinke einen Erkältungstee, irgendein fieser Virus hat sich meiner bemächtigt. Dabei hat sich mir ein Gedankenimpuls, zur Natur vieler Krankheiten, durch meine Hirnwindungen gedrückt, den ich hier zu virtuellem Papier bringen möchte:
Viele Krankheiten, mit denen wir uns infizieren können, haben ihren Grund in Viren oder Bakterien. Wir neigen schnell dazu unser Empfinden als eine Strafe zu betrachten. Wie kann Gott, wenn es ihn denn gibt, mir das antun?
Bei genauem Überlegen muss ich aber zu dem Schluss kommen, dass der Ursprung meines Unwohlseins eigentlich bei diesen kleinen Organismen liegt, bei den Viren oder Bakterien. Wenn ich an meinen Biologieunterricht zurückdenke ist eines haften geblieben: Bakterien sind biologisch gesehen Lebewesen und Viren so eine Art Zwischending, je nachdem welchen Biologen man fragt gehören sie auch zu den Lebewesen oder nicht. Das Max Planck Institut kennt jedenfalls eine Klassifikation, die sie auch als Lebensform definiert (vgl. http://www.mpibpc.mpg.de/148288/Sind_Viren_Lebewesen).
Die Erkrankung als Hinterlist oder Strafe zu betrachten verengt die komplexen Vorgänge, die sich in meinem Körper abspielen, zu sehr auf mich selbst. Was dort wirklich passiert ist Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung. Der ganz normale Kreislaufs des Lebens. Diese kleinen Organismen sind nicht böse, sie nutzen lediglich meinen Körper, um sich daran zu nähren bzw. sich zu vermehren. Das sind zwei der grundlegensten Funktionen, die Leben auszeichnen. Es ist unsere egozentrische Denkweise, die alle Ereignisse des Universums auf unser eigenes Wohlbefinden zurückführt.
Dabei geschieht hier nichts anderes als ein ganz natürlicher Kreislauf. Leben hat nämlich eine kleine, aber kostspielige Eigenschaft: Jeder auch noch so kleine Funken Leben verbraucht Energie. Alle Aktivität, erscheint sie uns noch so winzig, benötigt Energie.
Unsere Maschinen versorgen wir mit Energie, in dem wir fossile Rohstoffe verbrennen oder das Atom spalten, eines Tages vielleicht sogar fusionieren. Oder indem wir die Energie des größten Fusionskraftwerks des Universums, der Sonne, für uns nutzbar machen.
Die Energie für unsere eigenen Aktivitäten, sei es auch nur fürs Atmen oder für unseren Herschlag, erhalten wir aus der Aufnahme der Energie, die in anderen Lebewesen steckt, der Nahrungsaufnahme. Diesem Kreislauf entziehen wir uns auch nicht durch eine vegetarische Nahrungsaufnahme, Pflanzen sind biologisch betrachtet ebenfalls Lebewesen. Ihre Früchte sind in erster Linie nicht für unseren Energiebedarf geschaffen, sondern zur Fortpflanzung der Pflanze. Nichts anderes tun diese Bakterien oder Viren mit meinen Zellen. Sie benutzen mich als ihren Wirt, nehmen meine Zellen als Fundament für ihre Vermehrung, ich verhelfe ihnen zum Leben.
Es ist das Grundmuster des Lebens in diesem Universum: Ein ewiger Kreislauf, jedes Lebewesen speist seine Energie aus irgendeiner Quelle, nicht selten ist diese Quelle ein anderes energiereiches Lebewesen. So funktioniert dieses Universum in seinem gegenwärtigen Zustand. Vielleicht gibt es andere Alternativen, möglicherweise in einer anderen Art von Schöpfung, die sich aus einer anderen Form von Lebensenergie speisen kann, vom Baum des Lebens. Aber in dieser gegenwärtigen Welt ist es keine Strafe, sondern ihr Schicksal, wir haben diesen übernatürlichen Baum des Lebens eben nicht. Und somit ist Krankheit schlicht Teil des Lebenskreislaufs der Natur.
Interessante Gedanken, die Erklärung find ich gut!
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Kleiner Einwand:
„ver-brauchen“ von Energie gefällt mir nicht so gut – es wird ständig benutzt, aber es klingt so, als wär die Energie dann weg
Energie kann weder geschaffen noch zerstört werden.
Immer nur umgewandelt.
– was du sinngemäß ja auch sagst.
PS: Kannst du mir auch noch erklären, wer das ist, der da an meinen Zehen knabbert 😉
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