Im Glaube an Christus und durch ihn in wahre Freiheit geführt,
jenseits des pharisäisch selbstgerechten Gut und Böse,
unwissend von allen Dingen außer dessen,
dass sie von Gott her sind,
empfange ich einen neuen Geist,
der mir auf wundersame Weise den Willen Gottes bekanntmacht.
Ersetzt das in mir das Prüfen? Muss der Verstand getötet werden,
dass ich an jenem mystischen Ereignis teilhaben kann?
Das wage ich anzuzweifeln, stärker noch prüfe ich,
Selbstreflexion wird mein täglich Brot,
ich bitte darum, dass mir transparent gemacht wird,
was in den Augen Gottes wahrhaftig ist,
erforsche seine Wege und lausche auf seine Stimme.
Auch wenn es passieren kann,
selten ist es durch eine spontane Eingebung getan.
Aber auch die Bibel alleine ist es nicht,
denn ohne das lebendige Wort Jesus Christus
bleiben die geschrieben Worte der Schrift toter Buchstabe.
Durch nichts anderes als Jesus Geist, dem Heiligen Geist Gottes,
kann ich in der Bibel Erkenntnisse gewinnen,
die keine menschlichen sind.
Tugenden als feste Prinzipien bringen mich ebenso nicht weiter,
und seien es auch die christlichen Glaube, Liebe, Hoffnung.
Denn Jesus ließ sich nie auf Prinzipien festnageln,
sonst hätte er nie den Pharisäern widersprechen dürfen,
nie an Sabbath heilen oder das Richten verbieten.
Der Wille Gottes wird nur „in“ IHM erkannt,
wo wir einswerden mit Gott und seine Stimme vernehmen,
das kann sein in der Schrift,
wird sich äußern indem mir jene Tugenden und angehängten Früchte
vom Heiligen Geist in meinen Charakter eingeträufelt werden.
Aber die Vorzeichen sind immer dieselben,
jene genannten bleiben hinter und nicht vor der Pfeilspitze,
Resultat und nicht Ursprung.
Ursprung ist ein Jesus, der in keine Schublade passt,
der lebendig, auferstanden und damit dynamisch anpassungsfähig ist.
Ursprung ist ein Mysterium der Einswerdung, aber nicht Gleichwerdung.
Unsere Menschlichkeit ist und bleibt bestehen,
mit all ihren Schwächen, Irrtum, Wut, Angst, hier auch Krankheit und Tod…
Im Mysterium, dem Unbeschreiblichen, für das mir keine Worte kommen,
das sich in mir abspielt und doch über mich hinausstrahlt,
in dem Hineinziehen in die Inkarnation Gottes als ganzer Mensch,
seiner Verbannung aus der Welt ans Kreuz und
der Überwindung des Todes und der Neuschöpfung in der Auferstehung,
erfahre ich Gottes Wille …
… mit wachem Verstand – alle Alternativen nüchtern abwägend
… spontan in Gefühlseruptionen – ekstatisch vom Geist getrieben
… in übernatürlich wundersamer Erkenntnis oder
… ganz natürlich mit offenen Augen und Herzen für meine Mitmenschen
auf jeden Fall nie weltfremd sondern immer mitten ins konkrete, praktische Leben,
mitten in echte Beziehungen sprechend.
Was kann ich tun, diesen Willen zu erfahren?
Fleißig an ihm bleiben in all seiner Vielfältigkeit,
im Natürlichen, in der Bibel, in Gebet und Kontemplation,
immer auf das Mysterium vertrauend und daran glaubend,
dass er einer aufrichtigen Bitte und Suche tatsächlich eine Antwort gibt.
Die Sätze über Prinzipien haben mich zum Nachdenken gebracht. Ja, Jesus war jedenfalls kein Vertreter herzloser Prinzipienreiterei. Ich würde nicht sagen wollen, Jesus habe gar keine Grundsätze gehabt oder für den christlichen Glauben gäbe es keine Grundsätze. Aber die sind jedenfalls viel feinsinniger als was wir uns oft unter Prinzipien vorstellen. Wenn es darum geht, eine Situation und Menschen richtig einzuschätzen, und dann erst zu entscheiden, was zu tun ist, mag das gelingen oder auch nicht.
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